EM Bronze für Storl
Die ersten Goldmedaillen für Deutschland können heute Christina Schwanitz mit der Kugel und Artur Abele im Zehnkampf holen – der Ulmer liegt nach fünf Disziplinen auf Platz zwei. „Das wird ein absoluter Kampf, die Aussichten sind aber sehr gut. Ich bin bereit, um die Medaille zu fighten. Denn ich weiß, dass ich auch am zweiten Tag stark bin“, sagte Abele.
Fünf Kugelstoßer übertrafen gestern die 21-Meter-Marke – eine solche Gegenwehr kannte Storl bei seinen bisherigen EM-Finals nicht, dies überraschte den 28-Jährigen aber nicht. Denn die Disziplin hat sich entwickelt, während der gebürtige Rochlitzer in den vergangenen Jahren seine Unbeschwertheit verlor und um neue Stabilität kämpfte.
Storl stieß seine beste Weite im ersten Versuch und lag in Führung. Doch die Polen drehten den Spieß um und machten ihre Späßchen. Dagegen schaute Storl nach unten, versuchte sich zu konzentrieren. Dann animierte er das Publikum. Doch die nötige Lockerheit und Konterqualität ließ er vermissen. Vier ungültige Versuche wie gestern sind ihm lange nicht passiert.
Dabei ging es seit dem Winter aufwärts bei dem Familienvater. 21,44 Meter in der Halle in Birmingham garnierte er im März mit WM-Silber. Im Juli deutete er auch im Freien mit 21,62 Metern und stabiler Serie in Biberach an, dass er pünktlich zur EM in Form kommen würde.
Storl muss mit Bronze leben, er fühlt sich mit Blick auf Tokio 2020 auf dem richtigen Weg. Er bildet mit Trainer Wilko Schaa ein gutes Tandem, isst strikt nach Ernährungsplan („Der hängt an meinem Kühlschrank“), hat auf gut 120 Kilo abgespeckt, was seiner explosiven Art des Kugelstoßens gut tut. Hinzu kommt das dynamische Umspringen im Ring, nachdem die Kugel mit rasanter Geschwindigkeit die Hand verlassen hat. Auf dieses Umspringen hatte Storl zwei Jahre lang aus Rücksicht auf eine Knieverletzung verzichtet. Nun ist er fit und arbeitet daran, die Stöße im Ring zu halten.
In Berlin hatte Storl auch mit einem Seitenhieb auf Robert Harting für Aufsehen gesorgt. Er sprach von seiner Vorbildrolle und Verantwortung gegenüber jungen Athleten. Dazu gehöre, Verletzungen auszukurieren und nicht mit taub gespritzter Sehne an den Start zu gehen. Harting tat gestern genau das Gegenteil. Der Unterschied: Für den 33-jährigen Diskusriesen ist es der letzte Auftritt, für den er fast sein letztes Hemd opfert. Storl ist knapp sechs Jahre jünger und möchte noch mindestens sechs Jahre in der Weltspitze mitmischen.
Text: LVZ 8.08.2018 von Frank Schober und Bild von Eurosport